Heulen oder Handeln?

Der Krefeld Podcast mit

Christiane Lange und Helge Drafz

SONDERFOLGE: Die Eröffnung von Mies 1:1 am 26.5.2013

2013 schuf die Initiative Projekt MIK e.V. ihr erstes Projekt: Sie realisierte den Entwurf eines Golfclub-Gebäudes von Ludwig Mies van der Rohe als lebensgroßes Architekturmodell. Mies van der Rohe hatte 1930 für den jungen Krefelder Golfclub (heute in Linn) ein Clubhaus entworfen, das am damaligen Standort auf dem Egelsberg errichtet werden sollte. In Folge der Weltwirtschaftskrise wurde das Vorhaben jedoch aufgegeben und kein Clubhaus gebaut.

Unter der künstlerischen Leitung des Genter Architekturbüros Robbrecht en Daem Architecten entstand 2013 am originalen Standort das kreuzförmige Architekturmodell mit einer Ausdehnung von 80 x 80 Metern. Die Eröffnung dieses temporären „object d’architecture“ vor 10 Jahren, an dem sehr kalten und zugigen 26. Mai 2013, nehmen wir zum Anlass zurück zu blicken. Den Dokumentarfilm „Mies 1:1 Die Geschichte eines begehbaren Architekturmodells“ sowie weitere Informationen zu Mies 1:1 gibt es auf projektmik.com.

FOLGE 9: Tut Krefeld genug für den Klimaschutz, Frau Althoff?

Foto: Thomas Lammertz

Unser Gast: Björna Althoff, Sprecherin von Fridays for Future Krefeld, Ratsmitglied und Medizinerin. „Jedes eingesparte Gramm CO2 zählt“, sagt Björna Althoff. Sie ist Einzelkämpferin im Rat der Stadt Krefeld. Beharrlich pocht sie auf die zügige Umsetzung des Klimaschutzkonzeptes „Krefeld Klima 2030“, das seit drei Jahren vorliegt, aber von Rat und Verwaltung nur schleppend umgesetzt wird: „Über 80 Prozent der Maßnahmen sind abgesetzt oder sehr stark verzögert“ entnimmt sie dem städtischem Controllingbericht. Und die Debatte über das Surfpark-Projekt, das Björna Althoff entschieden ablehnt, führe deutlich vor „wo wir uns heute bei der Frage Klimagerechtigkeit befinden.“ Seit 2020 engagiert sie sich in der Lokalpolitik, um etwas zu bewegen in Sachen Klimaschutz. „Think global, act local!“ Fatalismus könne man sich nicht leisten, Baumpflanzungen mit großer medialer Begleitung lehnt sie als Symbolpolitik ab. Ausgerechnet da, wo die Stadt mit einfachen Mitteln viel erreichen könne für den Klimaschutz, geschehe bei der Verkehrspolitik fast nichts.

Die Themen: Chancen und Möglichkeiten kommunaler Klimapolitik; Klimadebatte und Generationenkonflikt; Notwendigkeit der Protestbewegung „Fridays for Future“; Surfpark Debatte; Wärmewende; Klimaschutz nur durch Wende in der Verkehrspolitik; Ausblick: Die Verkehrswende

FOLGE 8: Bewegt sich etwas in der Stadt, Herr Hansen?

Unser Gast: Thorsten Hansen, Vorsitzender der Fraktion Die Grünen im Rat der Stadt Krefeld und wirtschaftspolitischer Sprecher seiner Fraktion

„Ich vermittle nicht nur Aufbruchsstimmung, die Aufbruchsstimmung ist durchaus da“, sagt Thorsten Hansen. Hansen ist ein erfahrener Kommunalpolitiker. Seit 2014 ist der studierte Betriebswirt und IT-Manager Mitglied des Krefelder Stadtrats und erzielte als Oberbürgermeister-Kandidat bei der Wahl 2020 immerhin fast 15 Prozent der Stimmen. Mit Sorge beobachtet Hansen die Folgen der Corona-Pandemie, des Ukraine-Kriegs und der Inflation für die Stadt. Trotzdem wagt er im Jubiläumsjahr eine verhalten optimistische Perspektive, wenn es etwa um die Probleme der Innenstadt geht: Die Stadtverwaltung habe endlich begriffen, dass sie über ihre administrativen Aufgaben hinaus als Akteur auftreten und notwendige Veränderungen anstoßen und begleiten müsse.

Die Themen: Chancen und Grenzen kommunalpolitischer Arbeit; Personalmangel in der Verwaltung; Stadtjubiläum; Konzepte und ihre schleppende Umsetzung; Autoverkehr und Wohnen zwischen den Wällen; Maßnahmen zum Klimaschutz; Aufwertung des Leuchtturms Innenstadt; Begrünung und Entsiegelung.

FOLGE 7: Wie wird das kulturelle Kapital von Krefeld sichtbar, Herr Gronert?

Unser Gast: Prof. Dr. Siegfried Gronert (geb. 1946), Industriedesigner, Autor und bis 2011 Professor für Geschichte und Theorie des Designs in Weimar, danach in Wuhan, China. Er ist Mitbegründer der „Initiative Stadtkultur Krefeld“, die seit 2012 Missstände und Leerstellen in der Krefelder Kulturpolitik thematisiert (kunstraumkrefeld.de). Wir sprachen mit ihm über die, seines Erachtens, mangelnde Wahrnehmung des kulturellen Potenzials der Stadt bei Politik und Verwaltung, über die Identitäts-stiftende Bedeutung der Wälle und die Notwendigkeit ihrer Reaktivierung als Alleinstellungsmerkmal der Stadt und wichtiger Erholungsraum für die BürgerInnen. Wir sprachen mit ihm auch über Krefeld als Hochschulstandort und erhielten Einblicke in die geplante Kunst- und Design-Schule, die vielleicht im ehemaligen Stadthaus von Egon Eiermann entstehen wird. Sein Eindruck vom Stadtjubiläum: Elite versus Bürgerkultur ist ein alter Hut.

Die Themen: Die Wälle historisch und heute, Museumsvorplatz, Konzept von Ludger Gerdes: Kerzenskulpturen an den Eckpunkten der Wälle, Residenzstadt versus Bürgerstadt? Vergleich: Krefeld – Weimar, Bedeutung des kulturellen Potenzials einer Stadt, Pop Up Radweg St. Antonstraße, Auflösung der Werkkunstschule Krefeld und Etablierung der Fachhochschule, heute HS Niederrhein, geplante Kunsthochschule im Eiermann-Bau, 650 Jahre Krefeld: das Jubiläum ohne übergeordnete Idee und Elite versus Bürgerkultur ist ein alter Hut.

Ausblick: In Krefeld bewegt sich etwas in letzter Zeit.

Veranstaltungshinweis der Initiative Stadtkultur:
Vortrag  „Krefelder Wälle als Stadtlandschaft“ von Prof. Dr. Lohrberg  25.4.2023 19.00 Uhr im VHS Muche Saal, Eintritt frei

FOLGE 6: Wie wird der Verkehr in Krefeld zukunftsfähig, Herr Volpert?

Unser Gast: Dipl. Ing. Michael Volpert, Stadtplaner und Autor des Krefelder Mobilitätskonzeptes 2030+ www.krefeld.de/de/stadtplanung/mediathek/. Der Krefelder Verkehr ist Auto-zentriert, sagt der gebürtige Krefelder, der seit vielen Jahren mit seinem Team vom Planungsbüro „LK Argus“ (Berlin, Hamburg, Kassel) deutsche Städte untersucht.  2018 erhielt sein Büro den Auftrag, ein Verkehrskonzept für Krefeld zu erstellen, das 2021 per Ratsbeschluss als Leitlinie verabschiedet wurde. Wie muss der Krefelder Verkehr mit seinen verschiedenen Teilnehmern – Fahrrad-, Fuß- und Autoverkehr sowie Bus und Bahn – organisiert werden, um zukunftsfähig zu sein? Wie kann die erdrückende Autolast in der Innenstadt verringert werden, um sie wieder lebenswert zu machen? Werden die Wälle Auto-frei?  Und: Welche Maßnahmen des Konzeptes sind schon umgesetzt?

 

Die Themen: Die Mobilitätsstudie, beteiligte Büros, Partner in der Stadt und Bürgerbeteiligungen, Krefeld früher und heute aus verkehrsplanerischer Sicht, die Dominanz des Autoverkehrs, die schlechten Bedingungen für den Fußverkehr und Fahrradverkehr, das zukunftsfähige Netz der Straßenbahnen, die Ringe, Quartiersgaragen, Bürgerbeteiligung, die gegensätzlichen Interessen der Verkehrsteilnehmer, Shared Space, Verkehrsberuhigung in der Innenstadt, die Umgestaltung der Wälle, das Scheitern des Pop-up-Radwegs St. Antonstraße, Push- und Pull- Maßnahmen, das Konzept der Transport Tram, Ausblick: was schon auf den Weg gebracht wurde, Empfehlungen.

FOLGE 5: Wie managt man eine Stadt?

Unser Gast: Frank Meyer, Oberbürgermeister der Stadt Krefeld. Wie lebt und arbeitet man als Oberbürgermeister zwischen Innenstadtkrise und Jubelfeier zum 650-jährigen Bestehen der Stadt? Wie meistert man Krefelds Anforderungen der Zukunft in Zeiten mangelnder Ressourcen? Wie soll die Verkehrswende und die Sanierung der Innenstadt gelingen? Seit 2015 steht der studierte Verwaltungswirt und Politikwissenschaftler an der Spitze der Stadt Krefeld. Der 49-jährige Sozialdemokrat engagiert sich schon seit langem in der Kommunalpolitik und ist seit 1999 Mitglied des Stadtrats. Wir sprechen mit ihm über seinen Berufsalltag zwischen BürgerInnen, Politik und Verwaltung, über Krefelds Identität als „Samt- und Seidenstadt“ und über die zahlreichen aktuellen Baustellen.

Die Themen: Krefeld im Jahr des Stadtjubiläums, das Konzept für die Jubiläumsfeier, textile Tradition und Identität der Stadt, Arbeitsalltag zwischen Politik und Verwaltung, Anspruchshaltung der BürgerInnen und finanzielle Möglichkeiten der Stadt, Innenstadt-Krise, Gebäude- und Straßensanierung, Stadthaus, die neue Veranstaltungshalle, das Stärkungspaket Innenstadt,  die St. Antonstraße, Quartiersgaragen und die Radpromenade.

FOLGE 4: Warum liegt Krefeld in der Nähe von Paris?

Unser Gast: Johannes Floehr, Poetry-Slammer, Autor und Comedian. „Krefeld liegt bei Paris“ sagt er auf der Bühne und empfiehlt jungen Leuten in Krefeld: „Haut ab und kommt dann wieder“. Wir sprechen mit ihm über sein Krefeld, über die Bedeutung  von Live-Veranstaltungen und darüber, dass auch schlechte Kunst inspirieren kann. Seine ersten Schritte auf die Kabarett- und Kleinkunstbühnen startete er von Krefeld. Doch als er 30 wurde, fand er, er müsse mal woanders leben als in der Stadt, in der er aufwuchs und am Gymnasium am Moltkeplatz sein Abitur machte. Jetzt wohnt der vielfach ausgezeichnete Wort-Künstler Johannes Floehr in Hamburg, ist aber häufig in Krefeld anzutreffen. Krefeld mache es einem nicht leicht, sagt der 31-jährige, aber er selbst habe – im Rückblick auf die Anfänge seiner künstlerischen Karriere – in Krefeld viele Möglichkeiten gefunden, die Dinge zu machen, die er tun wollte. Heute tourt Floehr mit seinen Bühnenprogrammen durch die Republik, schreibt für Satiremagazine, Radio und Fernsehen und organisiert und moderiert Poetry-Slam-Festivals und -Workshops. Am 22. Juli 2023 kommt er mit Poetry-Slam-KollegInnen in den Krefeld Pavillon von Thomas Schütte.

Die Themen: Mein Krefeld, Innenstadt, Ladenleerstand, Autoverkehr, der Niedergang von allem, die Bedeutung der Historie,„Krefeld – schön hier“, Meckerer und Potenzial-Seher, Stadtkultur, Live-Kultur, Grotenburg und FCK, Ausgehverhalten nach der Pandemie, Hausverbot bei Dr. Flotte und mein wichtigstes Erlebnis in Krefeld

FOLGE 3: Wie steht der Wirtschaftsstandort Krefeld da?

Unser Gast: Eckart Preen. Seit 2007 leitet der studierte Historiker und gelernte Bankkaufmann die Krefelder Wirtschaftsförderungsgesellschaft. Seit 2020 ist er zusätzlich der erste Wirtschaftsdezernent der Stadt Krefeld. An der Spitze des neu gegründeten Verbundes von Stadtverwaltung, Wirtschaftsförderung und Grundstücksgesellschaft  mit dem Namen „Krefeld Business“ arbeitet Preen mit seinem Team daran, den Wirtschaftsstandort Krefeld voranzubringen. Eckart Preen stammt aus Braunschweig, wohnt seit langem in Uerdingen und ist Italien-Kenner und leidenschaftlicher Fußballfan. Bevor er nach Krefeld kam, arbeitete er für die Wirtschaftsförderungen in Mönchengladbach und Dinslaken.

Die Themen: Sorgenkind Innenstadt, Leerstände,Was zeigen sie ihren Gästen? Neuansiedlung von Unternehmen in Krefeld, Kaufkraft, Wohnraummangel für junge Familien, Verdichtung/Neubau versus Bodenversiegelung, Überschwab-Effekt der Landeshauptstadt Düsseldorf, Wohnungsleerstand in der Innenstand , Neubauten: Jobcenter, Autobahn GmbH, Neubau Zillenbachgelände mit 1&1, et Bröckske, Hochstraße, Neusserstraße, Ladenflächenmanagement, Co-working Space, Gründungszentrum im Stadtbad Neusserstraße, Standort- und Innovationsschaufenster im Behnischbau, Kaufhof, Stadtbad, Alte Samtweberei, Strukturwandel, Studie Vitale Innenstadt.

FOLGE 2: Wie repariert man ein Stadt?

Unser Gast: Claudia Schmidt. Die Architektin mit Büro in Amsterdam ist in Krefeld aufgewachsen und Autorin der aktuell viel diskutierten Kulturhistorischen Städtebaulichen Analyse der Krefelder Innenstadt. Diese wurde 2022 durch Ratsbeschluss zum Entwicklungskonzept der Innenstadt erklärt. Wir fragen sie: Was sind die Qualitäten der Krefelder Innenstadt? Wo ist sie beschädigt? Und was muss man tun, damit wieder eine lebendige Stadtmitte mit „feinkörniger“ Mischung entsteht?

Die Themen: Entstehung und Ergebnisse der Studie, Maßstab-sprengende Großbauten, ein Leitbild für die Innenstadt, das Besondere des orthogonalen Stadtgrundrisses, Zeitgenössisches Bauen versus historisierendes Bauen, die Gründung der Stadtreparatur-Gesellschaft, das neue Verkehrskonzept.

Ausblick: Notwendigkeit einer „Umbauordnung“ und einer Denkmalbereichs-Satzung für die Innenstadt.

FOLGE 1: 650 Jahre Krefeld – wie geht‘s der alten Dame, Herr Voß?

Unser Gast: Jens Voß, Journalist und Leiter der Lokalredaktion der Rheinischen Post in Krefeld. Seit 13 Jahren beobachtet Jens Voß das Geschehen in der Stadt, berichtet und kommentiert in seiner Zeitung. Wir fragten ihn nach seinem Eindruck, nach den drängenden politischen und gesellschaftlichen Themen, nach der allgemeinen Stimmung und seiner Einschätzung der Lage.

Die Themen: Die Stimmung in Krefeld, Ursachen für den aktuellen Zustand, Rolle von Kommunalpolitik und Verwaltung, Seidenweberhaus, Verkehrsplanung, St. Antonstraße, Ringe, Was muss geschehen? Innenstadt, Kempen, Wälle, Identität Krefeld, Innovation, Verhältnis Stadt und lokale Unternehmen, Bedeutung Hochschule Niederrhein, Stadtbad, Ausblick.

Die Veranstaltungsreihe wird gefördert vom