FOLGE 18: Warum dauert die Stadtumwandlung so lange, Herr Brocker?

Unser Gast: Thomas Brocker, Raumplaner und seit April 2022 Leiter der neu eingerichteten Stabsstelle Innenstadtkoordination in Krefeld, die laut Selbstbeschreibung „Impulsgeber für neue Projekte und Taktgeber für laufende Prozesse in der Innenstadt“ seien soll, sowie „Schnittstelle zwischen Stadtverwaltung und Innenstadtakteuren“. Brocker bringt 15 Jahre Erfahrung auf diesem Gebiet mit, die er als Geschäftsführer von Weselmarketing in Wesel sammeln konnte. Als „Visionär“ beschrieb ihn die Oberbürgermeisterin bei seiner Verabschiedung – er habe Wesel nachhaltig positiv geprägt. Als Realisten haben wir ihn im Podcast-Gespräch kennen gelernt.
Wir sprachen mit ihm über den Umgang mit dem Ladenleerstand in der Innenstadt, über das Seidenweberhaus, dessen Abriss er befürwortet und als Chance sieht, über die Rolle des Autos, das nach seiner Einschätzung nicht vollständig aus der Innenstadt verdrängt werden wird. Der Wandlungsprozess hin zu einer Stadt, die „Spass und Sinn macht“ mit „einer besseren Gestaltung der öffentlichen Räume“ brauche Zeit, bedeute viel Kleinarbeit, viele Gespräche, viel Werben für die Ziele.
Das Einhalten demokratischer Prozesse ist ihm wichtiger als der schnelle Erfolg. „Das Bauen in der Stadt muss mit den bürokratischen Mitteln gehen, die wir haben, andere haben wir nicht. Aber wir brauchen andere Ideen.“ Von der Politik wünscht er sich „dass, sie der Verwaltung alle Möglichkeiten gibt, die bestehenden, guten Konzepte Schritt für Schritt abzuarbeiten, um am Ende die Ziele zu erreichen, die wir uns alle wünschen“.
Themen: Innenstadtkoordinator; Laden-Leerstand; Flächennutzungsplan; Prozessdauer; Radabstellanlagen Hirschfelder-Platz; Autofreie Stadt; Weiternutzung Kaufhof- und Primarkgebäude; Vergleich mit benachbarten Kommunen; Theaterplatz und Seidenweberhaus; Verwaltungsbauten auf dem Theaterplatz, Behnischbau; Stadtmarkt; Mobiles Grün; Bauen in der Innenstadt; Krefeld 650; Aufenthaltsqualität; Außengastronomie; Werbung an Gebäuden; St. Antonstraße/Ringe; Klimaschutz; Vergleich: Wesel; Mobilitätswoche 2023
Ausblick: Rückendeckung von der Politik beim Stadtumwandlungsprozess
FOLGE 17: Warum sind Kunst, Musik, Theater und Tanz so wichtig, Frau König?

Unser Gast: Dr. Gabriele König, Kulturbeauftragte der Stadt Krefeld.
Nach beruflichen Stationen, u.a. am Hygiene Museum in Dresden und dem Kindermuseum mit Kinderakademie in Fulda, kam König 2019 nach Krefeld um das neu geschaffene Amt der Kulturbeauftragten anzutreten. Sie ist zuständig für alle städtischen Kultureinrichtungen, das Kulturbüro, sowie die Belange der freien Szene.
Laut Kommunalverfassung ist Kultur für Städte keine Pflichtaufgabe, sondern eine freiwillige Leistung. Doch für Gabriele König ist sie unverzichtbar. „Wie sollte man sonst den angstfreien Umgang mit dem Fremden einüben?“, fragt sie. „Wir leben in einer Gesellschaft, in der vieles auf uns einstürzt“. „Wir müssen lernen mit dem umzugehen, was wir noch nicht kennen“ und das könne gar nicht früh genug beginnen. Kultur habe eine wichtige gesellschaftspolitische Aufgabe.
Wir sprechen mit ihr über Krefeld, seine Identitätsfindung und die veränderten Anforderungen an Kultureinrichtungen. „Wir müssen unsere Identität aus dem schöpfen, was wir jetzt vorfinden und was heute entsteht.“ Die Teilhabe möglichst aller KrefelderInnen, insbesondere der jungen ist ihr ein besonderes Anliegen.
Dass Gabriele König im Oktober 2023 Krefeld nach vier Jahren verlassen wird, um in Darmstadt das Amt der Kulturreferentin zu übernehmen, war zum Zeitpunkt der Podcastaufnahme noch nicht klar. Unser Gespräch zeigt, dass wir ihrer neuen Wirkungsstätte nur gratulieren können: Herzlichen Glückwunsch, Darmstadt!
Themen: Was kann Kultur?; Europäischer Kulturbegriff im Wandel; Identität Krefelds; Diversität; Kulturfahrten für SchülerInnen, Theaterplatz und Josef Beuys Platz, Bedeutung der Hochschule Niederrhein für Krefeld; Weltkulturerbe in Krefeld: Der niedergermanische Limes.
FOLGE 16: Wie geht es dem Einzelhandel in der Krefelder Innenstadt, Herr Borgmann?

Unser Gast: Christoph Borgmann, Inhaber des Traditionsunternehmens Intersport Borgmann, Vorsitzender der Krefelder Werbegemeinschaft und Vorstand des Handelsverbands NRW.
Christoph Borgmann betreibt als Einzelhändler ein großes Sportgeschäft gegenüber dem bald geschlossenen Kaufhof und engagiert sich auf vielfältige Weise für die Innenstadt als Handelsstandort. Als Vorsitzender der Krefelder Werbegemeinschaft und Vorstand des Handelsverbands NRW sieht er die Herausforderungen, vor denen die Innenstädte heute stehen: „Innenstädte verändern sich, weil wir in einer riesigen Transformation stecken, etwa durch den gewachsenen Online-Handel“. Die Schließung des Kaufhofs überrascht ihn nicht, das Konzept solcher Häuser „von allem ein bisschen“ sei veraltet. Ihr Verschwinden birgt seiner Meinung nach Chancen für einen neuen zukunftsweisenden Einzelhandel: „spezialisiert, kompakt, klein.“
Wir sprechen mit ihm über die Mobilitätsstudie und Autos in der Innenstadt, über die Ergebnisse der Kulturhistorischen Städtebaulichen Analyse und deren Umsetzung. Seine Meinung äußert er ohne Umschweif: „Die langen Planungshorizonte der Stadt bringen mich auf die Palme.“ Die Wälle seien „ein Alleinstellungsmerkmal“ und sollten saniert, dauerhaft leerstehende Ladenzeilen in Wohnimmobilien umgewandelt werden. Und das Seidenweberhaus gehöre endlich abgerissen.
Themen: Aufenthaltsqualität; Sicherheit, Sauberkeit und Pflege der Innenstadt; Onlinehandel; Folgen der Kaufhofschließung; Schwanenmarkt; Verkehrskonzept; Parkleitsystem, Shared Space; Kulturhistorische Städtebauliche Studie; Wohnen in der Stadt; Umwidmung in Wohnraum; Wälle, 650 Jahre Krefeld. Ausblick: „Ich glaube und hoffe, dass Krefeld 2033 sein Potenzial erkannt hat.“
FOLGE 15: Was ist los mit den Innenstädten, Frau Jürges?

Unser Gast: Andrea Jürges, Architektin und stellvertretende Leiterin des Deutschen Architektur Museums.
Andrea Jürges plädiert eindringlich für mehr Mut und Leichtigkeit in der Stadtentwicklung. Die meisten Städte hätten die gleichen Probleme, sagt Jürges. Man könne voneinander lernen. Sie ist überzeugt von der positiven Wirkung temporärer Aktionen im Stadtraum, die es den Menschen ermöglichen, ihre Stadt neu zu erfahren und Änderungen aufzunehmen. Und sie hat die Erfahrung gemacht, dass künstlerische Interventionen im Stadtraum helfen können, feste Positionen der Verwaltung, der Politik und der Bürger:innen aufzulösen. Sie seien hilfreich für eine bessere Kommunikation miteinander und eröffneten neue Lösungsmöglichkeiten.
Aber Andrea Jürges warnt auch vor zu großen Erwartungen: Stadtumwandlungsprozesse brauchen viel Zeit und einen langen Atem: „Instant Gratification funktioniert bei Stadtumwandlungsprozessen nicht!“
In Frankfurt wurde Jürges einer breiteren Öffentlichkeit bekannt als Pressesprecherin des komplexen und nicht unumstrittenen Neubauprojektes der Europäischen Zentralbank in Frankfurt. Die schwierige Aufgabe habe sie „souverän und mit einer gewissen Selbstironie“ gelöst, schrieb die Frankfurter Rundschau.
Seit 2017 ist sie stellvertretende Leiterin des Deutschen Architektur Museums, das mit Ausstellungen, Vorträgen und Veranstaltungen aktiv in die Debatte um Baukultur, Städtebau und das Leben in der Zukunft eingreift.
Gleichzeitig setzt sich das DAM mit aktuellen Architekturthemen in Frankfurt am Main auseinander. Hierzu gehört das von Andrea Jürges organisierte Reallabor „Wohnzimmer Hauptwache“ sowie die Initiative „Making Frankfurt“.
Themen: Stand der Innenstädte; die immer gleichen Diskussionen um das Auto; die Bedeutung des Experimentierens im Stadtraum; Kommunikation lernen; Kompromisse lernen; Ausdauer und Mut im Stadtumwandlungsprozess; die Komplexität vom Bauen im Bestand.
FOLGE 14: Erik Schmid spielt die Krefeld Sonate.

Unsere Gäste: Prof. Erik Schmid und ein 100 Jahre alter Bechstein-Flügel. Erik Schmid lehrt Theorie des Designs an der Hochschule Niederrhein, sein Metier ist das Verhältnis des Menschen zu den Dingen in seiner Umgebung: „Wir Designer verstehen uns als Kuratoren des Alltags.“ Außerhalb der Hochschule ist er vielen durch seine Gesprächsreihe „design discussion“ bekannt, aber auch als Pianist, der zum Beispiel Stummfilme begleitet. Denn Schmid studierte nicht nur Kunstgeschichte, Musikwissenschaft, Philosophie und Psychologie sondern auch Klavier und Kompositionslehre.
Die Krefeld Sonate ist ein Musikstück in drei Sätzen, das der Kompositionslehre nicht immer streng folgt, und das Schmid beim Spielen stets leicht variiert und durch Improvisationen anreichert. Sie entstand als Dankeschön an Krefeld, als Erik Schmids Beitrag zu 650 Jahre Krefeld.
Für den Krefeld Podcast Heulen oder Handeln? hat Schmid die Krefeld Sonate erstmals eingespielt – auf einem über 100 Jahre alten Bechstein-Flügel im Studio K22 in Krefeld. Dort, wo auch der Podcast aufgezeichnet wird.
Helge Drafz hat zur Audioversion ein Musikvideo gedreht mit Impressionen von Krefeld und einem kleinen Interview mit Erik Schmid über die Entstehung und Bedeutung der Krefeld Sonate. Link zum Musikvideo: https://youtu.be/rcel2B3N0UY
FOLGE 13: Wie rettet man ein historisches Stadtbad, liebe „Freischwimmer“?

Unsere Gäste: Marcel Beging und Katrin Mevißen, Kommunikationsfachleute, Mitbegründer:in und Projektleiter:in des Freischwimmer e.V.
Das prachtvolle Kaiserbad von 1890 an der Neusser Straße in Krefeld war in einem traurigen Zustand, als sich Mevißen und Beging 2018 mit einer Handvoll Krefelder:innen entschlossen dieses Juwel der Bäderkultur vor dem Verfall zu bewahren. Anfang 2000 hatte die Stadt Krefeld es geschlossen. Nach vielen Veranstaltungen und mit großem bürgerlichem Engagement steht jetzt die Finanzierung, um das ehemalige Freibadgelände mit Umkleiden – mittlerweile eine grüne innerstädtische Oase – in ein multifunktionales Nachbarschaftszentrum zu verwandeln.
Beging und Mevißen interessiert aber nicht nur das Ergebnis. „Der kooperativ kreative Zusammenhang, das Zusammenwirken als Menschen ist immer wichtiger als das Ergebnis“, sagen sie. „Für uns ist ein Projekt perfekt, wenn man gut miteinander zusammengearbeitet hat und neue Projekte entstanden sind. (…) Wir sind Profis für das Gemeinwesen.“ Über ihre Visionen, über die Widerstände und die Glücksmomente berichten sie in unserem Podcast.
Themen: Prozess als Ziel; neue Formen des Gemeinwesens; Verantwortung der BürgerInnen; die Bedeutung des kollektiven Arbeitens, Die Entwicklung des Freibad als Prototyp für Quartiersentwicklung; Zusammenarbeit mit der Stadt; Ausblick: Das Freibad in zehn Jahren.
FOLGE 12: Fehlt es der Krefelder Politik an Mut, Frau Brandt?

Unser Gast: Yvonne Brandt, Journalistin und seit 30 Jahren Lokalredakteurin bei der Westdeutschen Zeitung in Krefeld
Sie sei ein Kind der Innenstadt, sagt Yvonne Brandt, und sie erinnere sich gern an ihre Kindheit und Jugend am Ostwall. Seit über 30 Jahren begleitet die Journalistin kritisch und sachkundig die Kommunalpolitik und die Entwicklungen in der Stadt und wenn sie Kritik übt in ihren Kommentaren in der Westdeutschen Zeitung, dann stets aus einer Haltung grundsätzlicher Sympathie. Sie mag Krefeld und ist gerade deshalb oft ratlos, wenn sie feststellen muss, dass vieles nicht vorwärts geht. „Krefeld ist eine Stadt in der Selbstfindung, die sich neu sucht und noch nicht richtig weiß, wo sie hinmöchte“. Es gebe einen riesigen Stau bei der Umsetzung der vorhandenen guten Konzepte.
Sie wünscht sich mehr Mut bei den Politikern und mehr Visionen, wie Krefelds Zukunft aussehen könnte. Die Journalistin versteht, dass alteingesessene Krefelder manchmal an ihrer Stadt verzweifeln, sagt aber auch: “Ich kann die Stadt nicht an dem messen, was vorbei ist. Ich kann nur schauen: Was ist heute und wo möchte ich hin.“
Themen: Persönliche Erinnerung an Krefeld; Verlust der Vision für die Stadt im Zuge der globalen Digitalisierung; Stadtbad; Stabsstelle Innenstadt; Mobile Grünelemente; Sauberkeit; Proteste der Bürger und Bürgerinnen; Verzögerungen der Umsetzung von Konzepten; Pop Up Fahrradweg; Kesselhaus; Kulturhistorische Städtebauliche Analyse; Philadelphiastraße; Drogenhilfezentrum; Gemeinwesenarbeit; Krefeld 650; Wunsch für die Zukunft: Mut.
FOLGE 11: Warum ist Krefeld eine unfertige Stadt und was ist daran so charmant?

Unsere Gäste sind die Initiatoren vom urbanorama° – Festival für poetische Stadtmomente, 23.6.–9.7.2023 in Krefeld: Nico Beucker, Professor für Public und Social Design und Gründer von SOUND, Kompetenzzentrum Social Urban Design an der HS Niederrhein; Lena Bothe, Designstudentin an der HS Niederrhein und Lucas Brux, Designer und Mitarbeiter bei SOUND.
„An einem Ort, an dem alles perfekt ist, ist nicht mehr so viel Freiheit“ sagt Lena Bothe, die aus einem idyllischen Städtchen bei München stammt und seit zwei Jahren Design an der HS Niederrhein studiert. Ihr Interesse gilt dem Fachgebiet Social Design, das Nico Beucker seit 18 Jahren in Krefeld lehrt. Und auch er findet gerade Krefelds „Unfertigkeit“ reizvoll. Beucker lotet seit Jahren mit unterschiedlichen Projekten zusammen mit seinen Studierenden aus, wie Designer in die Stadt hineinwirken können und wie städtische Räume gestaltet sein müssen, damit sie Begegnungen von Menschen zulassen.
Im Podcast erzählen unsere Gäste von der Arbeit des Kompetenzzentrums SOUND an der HS Niederrhein, schildern, wie sie die Krefelder Innenstadt wahrnehmen, warum es ein Amt für Stadtermöglichung geben sollte und berichten vom urbanorama° – Festival für poetische Stadtmomente, das sie als Beitrag der HS Niederrhein zum Krefelder Stadtjubiläum organisiert haben. Ziel ihres Festivals: die KrefelderInnen einladen, „die eigene Stadt als (mit)gestaltbar zu erkennen“. urbanorama-festival.de
Die Themen: Unfertigkeit als Potential; Sprechen über Krefeld; urbanorama° – Festival für poetische Stadtmomente, die Bedeutung des gemeinsamen Handelns; Stadtbad; Veranstaltung Viertelpuls; Thesen von Jan Gehl; Klimawandel; Social Urban Design; das Büro SOUND; Gestaltungsbeirat; Ausblick: Ein Amt für Stadtermöglichung.
FOLGE 10: Warum haben sie eine der ältesten Kläranlagen der Welt gekauft, Herr Becker?

Unser Gast: Christoph Becker, Mitbesitzer und Sanierer des historischen Klärwerks von Krefeld.
„Das Klärwerk erzählt die Geschichte über den Umgang mit Wasser“, sagt Christoph Becker. Der Wildwasser-Kanute und Event-Unternehmer entdeckte vor einigen Jahren das verwunschene, wie ein Dornröschenschloss überwucherte historische Klärwerk von Krefeld in Uerdingen. Von dem Jugendstilbau war er sofort fasziniert. Zusammen mit drei Freunden, mit denen Becker auch seine Firma betreibt, erwarb er das Gelände 2018 und begann ein Jahr später mit der behutsamen Sanierung des Baudenkmals aus der Frühzeit städtischer Hygienemaßnahmen: „Es ist eine der ältesten Kläranlagen der Welt“. Die Pläne, aus dem 1908/09 errichteten Gebäude des Architekten Georg Bruggaier nur eine Eventhalle zu machen, sind inzwischen in den Hintergrund gerückt.
Mit Engagement und Unterstützung – etwa durch das Deutsche Nationalkomitee für Denkmalschutz – verfolgt Becker heute das Ziel, aus dem Klärwerk einen Ort für die Auseinandersetzung mit Industriegeschichte und, angesichts des Klimawandels, einem Zukunftsthema der Menschheit zu machen: unseren Umgang mit Wasser. In unserem Podcast erzählt Christoph Becker von seinen Recherche-Ergebnissen, Entdeckungen und Plänen.
Die Themen: Baugeschichte des Klärwerks; Krefelds Drang zum Rhein und die Eingemeindung von Linn; Kanalisierung und Klärwerk als Voraussetzung für den Bau des Rheinhafens; das stillgelegte Klärwerk als „lost place“; Mitarbeit im Unesco-Netzwerk „Wasser“.
SONDERFOLGE: Die Eröffnung von Mies 1:1 am 26.5.2013

2013 schuf die Initiative Projekt MIK e.V. ihr erstes Projekt: Sie realisierte den Entwurf eines Golfclub-Gebäudes von Ludwig Mies van der Rohe als lebensgroßes Architekturmodell. Mies van der Rohe hatte 1930 für den jungen Krefelder Golfclub (heute in Linn) ein Clubhaus entworfen, das am damaligen Standort auf dem Egelsberg errichtet werden sollte. In Folge der Weltwirtschaftskrise wurde das Vorhaben jedoch aufgegeben und kein Clubhaus gebaut.
Unter der künstlerischen Leitung des Genter Architekturbüros Robbrecht en Daem Architecten entstand 2013 am originalen Standort das kreuzförmige Architekturmodell mit einer Ausdehnung von 80 x 80 Metern. Die Eröffnung dieses temporären „object d’architecture“ vor 10 Jahren, an dem sehr kalten und zugigen 26. Mai 2013, nehmen wir zum Anlass zurück zu blicken. Den Dokumentarfilm „Mies 1:1 Die Geschichte eines begehbaren Architekturmodells“ sowie weitere Informationen zu Mies 1:1 gibt es hier.
FOLGE 9: Tut Krefeld genug für den Klimaschutz, Frau Althoff?

Unser Gast: Björna Althoff, Sprecherin von Fridays for Future Krefeld, Ratsmitglied und Medizinerin. „Jedes eingesparte Gramm CO2 zählt“, sagt Björna Althoff. Sie ist Einzelkämpferin im Rat der Stadt Krefeld. Beharrlich pocht sie auf die zügige Umsetzung des Klimaschutzkonzeptes „Krefeld Klima 2030“, das seit drei Jahren vorliegt, aber von Rat und Verwaltung nur schleppend umgesetzt wird: „Über 80 Prozent der Maßnahmen sind abgesetzt oder sehr stark verzögert“ entnimmt sie dem städtischem Controllingbericht. Und die Debatte über das Surfpark-Projekt, das Björna Althoff entschieden ablehnt, führe deutlich vor „wo wir uns heute bei der Frage Klimagerechtigkeit befinden.“ Seit 2020 engagiert sie sich in der Lokalpolitik, um etwas zu bewegen in Sachen Klimaschutz. „Think global, act local!“ Fatalismus könne man sich nicht leisten, Baumpflanzungen mit großer medialer Begleitung lehnt sie als Symbolpolitik ab. Ausgerechnet da, wo die Stadt mit einfachen Mitteln viel erreichen könne für den Klimaschutz, geschehe bei der Verkehrspolitik fast nichts.
Die Themen: Chancen und Möglichkeiten kommunaler Klimapolitik; Klimadebatte und Generationenkonflikt; Notwendigkeit der Protestbewegung „Fridays for Future“; Surfpark Debatte; Wärmewende; Klimaschutz nur durch Wende in der Verkehrspolitik; Ausblick: Die Verkehrswende
FOLGE 8: Bewegt sich etwas in der Stadt, Herr Hansen?

Unser Gast: Thorsten Hansen, Vorsitzender der Fraktion Die Grünen im Rat der Stadt Krefeld und wirtschaftspolitischer Sprecher seiner Fraktion
„Ich vermittle nicht nur Aufbruchsstimmung, die Aufbruchsstimmung ist durchaus da“, sagt Thorsten Hansen. Hansen ist ein erfahrener Kommunalpolitiker. Seit 2014 ist der studierte Betriebswirt und IT-Manager Mitglied des Krefelder Stadtrats und erzielte als Oberbürgermeister-Kandidat bei der Wahl 2020 immerhin fast 15 Prozent der Stimmen. Mit Sorge beobachtet Hansen die Folgen der Corona-Pandemie, des Ukraine-Kriegs und der Inflation für die Stadt. Trotzdem wagt er im Jubiläumsjahr eine verhalten optimistische Perspektive, wenn es etwa um die Probleme der Innenstadt geht: Die Stadtverwaltung habe endlich begriffen, dass sie über ihre administrativen Aufgaben hinaus als Akteur auftreten und notwendige Veränderungen anstoßen und begleiten müsse.
Die Themen: Chancen und Grenzen kommunalpolitischer Arbeit; Personalmangel in der Verwaltung; Stadtjubiläum; Konzepte und ihre schleppende Umsetzung; Autoverkehr und Wohnen zwischen den Wällen; Maßnahmen zum Klimaschutz; Aufwertung des Leuchtturms Innenstadt; Begrünung und Entsiegelung.
FOLGE 7: Wie wird das kulturelle Kapital von Krefeld sichtbar, Herr Gronert?

Unser Gast: Prof. Dr. Siegfried Gronert (geb. 1946), Industriedesigner, Autor und bis 2011 Professor für Geschichte und Theorie des Designs in Weimar, danach in Wuhan, China. Er ist Mitbegründer der „Initiative Stadtkultur Krefeld“, die seit 2012 Missstände und Leerstellen in der Krefelder Kulturpolitik thematisiert (kunstraumkrefeld.de). Wir sprachen mit ihm über die, seines Erachtens, mangelnde Wahrnehmung des kulturellen Potenzials der Stadt bei Politik und Verwaltung, über die Identitäts-stiftende Bedeutung der Wälle und die Notwendigkeit ihrer Reaktivierung als Alleinstellungsmerkmal der Stadt und wichtiger Erholungsraum für die BürgerInnen. Wir sprachen mit ihm auch über Krefeld als Hochschulstandort und erhielten Einblicke in die geplante Kunst- und Design-Schule, die vielleicht im ehemaligen Stadthaus von Egon Eiermann entstehen wird. Sein Eindruck vom Stadtjubiläum: Elite versus Bürgerkultur ist ein alter Hut.
Die Themen: Die Wälle historisch und heute, Museumsvorplatz, Konzept von Ludger Gerdes: Kerzenskulpturen an den Eckpunkten der Wälle, Residenzstadt versus Bürgerstadt? Vergleich: Krefeld – Weimar, Bedeutung des kulturellen Potenzials einer Stadt, Pop Up Radweg St. Antonstraße, Auflösung der Werkkunstschule Krefeld und Etablierung der Fachhochschule, heute HS Niederrhein, geplante Kunsthochschule im Eiermann-Bau, 650 Jahre Krefeld: das Jubiläum ohne übergeordnete Idee und Elite versus Bürgerkultur ist ein alter Hut.
Ausblick: In Krefeld bewegt sich etwas in letzter Zeit.
Veranstaltungshinweis der Initiative Stadtkultur:
Vortrag „Krefelder Wälle als Stadtlandschaft“ von Prof. Dr. Lohrberg 25.4.2023 19.00 Uhr im VHS Muche Saal, Eintritt frei
FOLGE 6: Wie wird der Verkehr in Krefeld zukunftsfähig, Herr Volpert?

Unser Gast: Dipl. Ing. Michael Volpert, Stadtplaner und Autor des Krefelder Mobilitätskonzeptes 2030+ www.krefeld.de/de/stadtplanung/mediathek/. Der Krefelder Verkehr ist Auto-zentriert, sagt der gebürtige Krefelder, der seit vielen Jahren mit seinem Team vom Planungsbüro „LK Argus“ (Berlin, Hamburg, Kassel) deutsche Städte untersucht. 2018 erhielt sein Büro den Auftrag, ein Verkehrskonzept für Krefeld zu erstellen, das 2021 per Ratsbeschluss als Leitlinie verabschiedet wurde. Wie muss der Krefelder Verkehr mit seinen verschiedenen Teilnehmern – Fahrrad-, Fuß- und Autoverkehr sowie Bus und Bahn – organisiert werden, um zukunftsfähig zu sein? Wie kann die erdrückende Autolast in der Innenstadt verringert werden, um sie wieder lebenswert zu machen? Werden die Wälle Auto-frei? Und: Welche Maßnahmen des Konzeptes sind schon umgesetzt?
Die Themen: Die Mobilitätsstudie, beteiligte Büros, Partner in der Stadt und Bürgerbeteiligungen, Krefeld früher und heute aus verkehrsplanerischer Sicht, die Dominanz des Autoverkehrs, die schlechten Bedingungen für den Fußverkehr und Fahrradverkehr, das zukunftsfähige Netz der Straßenbahnen, die Ringe, Quartiersgaragen, Bürgerbeteiligung, die gegensätzlichen Interessen der Verkehrsteilnehmer, Shared Space, Verkehrsberuhigung in der Innenstadt, die Umgestaltung der Wälle, das Scheitern des Pop-up-Radwegs St. Antonstraße, Push- und Pull- Maßnahmen, das Konzept der Transport Tram, Ausblick: was schon auf den Weg gebracht wurde, Empfehlungen.
FOLGE 5: Wie managt man eine Stadt?

Unser Gast: Frank Meyer, Oberbürgermeister der Stadt Krefeld. Wie lebt und arbeitet man als Oberbürgermeister zwischen Innenstadtkrise und Jubelfeier zum 650-jährigen Bestehen der Stadt? Wie meistert man Krefelds Anforderungen der Zukunft in Zeiten mangelnder Ressourcen? Wie soll die Verkehrswende und die Sanierung der Innenstadt gelingen? Seit 2015 steht der studierte Verwaltungswirt und Politikwissenschaftler an der Spitze der Stadt Krefeld. Der 49-jährige Sozialdemokrat engagiert sich schon seit langem in der Kommunalpolitik und ist seit 1999 Mitglied des Stadtrats. Wir sprechen mit ihm über seinen Berufsalltag zwischen BürgerInnen, Politik und Verwaltung, über Krefelds Identität als „Samt- und Seidenstadt“ und über die zahlreichen aktuellen Baustellen.
Die Themen: Krefeld im Jahr des Stadtjubiläums, das Konzept für die Jubiläumsfeier, textile Tradition und Identität der Stadt, Arbeitsalltag zwischen Politik und Verwaltung, Anspruchshaltung der BürgerInnen und finanzielle Möglichkeiten der Stadt, Innenstadt-Krise, Gebäude- und Straßensanierung, Stadthaus, die neue Veranstaltungshalle, das Stärkungspaket Innenstadt, die St. Antonstraße, Quartiersgaragen und die Radpromenade.
FOLGE 4: Warum liegt Krefeld in der Nähe von Paris?

Unser Gast: Johannes Floehr, Poetry-Slammer, Autor und Comedian. „Krefeld liegt bei Paris“ sagt er auf der Bühne und empfiehlt jungen Leuten in Krefeld: „Haut ab und kommt dann wieder“. Wir sprechen mit ihm über sein Krefeld, über die Bedeutung von Live-Veranstaltungen und darüber, dass auch schlechte Kunst inspirieren kann. Seine ersten Schritte auf die Kabarett- und Kleinkunstbühnen startete er von Krefeld. Doch als er 30 wurde, fand er, er müsse mal woanders leben als in der Stadt, in der er aufwuchs und am Gymnasium am Moltkeplatz sein Abitur machte. Jetzt wohnt der vielfach ausgezeichnete Wort-Künstler Johannes Floehr in Hamburg, ist aber häufig in Krefeld anzutreffen. Krefeld mache es einem nicht leicht, sagt der 31-jährige, aber er selbst habe – im Rückblick auf die Anfänge seiner künstlerischen Karriere – in Krefeld viele Möglichkeiten gefunden, die Dinge zu machen, die er tun wollte. Heute tourt Floehr mit seinen Bühnenprogrammen durch die Republik, schreibt für Satiremagazine, Radio und Fernsehen und organisiert und moderiert Poetry-Slam-Festivals und -Workshops. Am 22. Juli 2023 kommt er mit Poetry-Slam-KollegInnen in den Krefeld Pavillon von Thomas Schütte.
Die Themen: Mein Krefeld, Innenstadt, Ladenleerstand, Autoverkehr, der Niedergang von allem, die Bedeutung der Historie,„Krefeld – schön hier“, Meckerer und Potenzial-Seher, Stadtkultur, Live-Kultur, Grotenburg und FCK, Ausgehverhalten nach der Pandemie, Hausverbot bei Dr. Flotte und mein wichtigstes Erlebnis in Krefeld
FOLGE 3: Wie steht der Wirtschaftsstandort Krefeld da?

Unser Gast: Eckart Preen. Seit 2007 leitet der studierte Historiker und gelernte Bankkaufmann die Krefelder Wirtschaftsförderungsgesellschaft. Seit 2020 ist er zusätzlich der erste Wirtschaftsdezernent der Stadt Krefeld. An der Spitze des neu gegründeten Verbundes von Stadtverwaltung, Wirtschaftsförderung und Grundstücksgesellschaft mit dem Namen „Krefeld Business“ arbeitet Preen mit seinem Team daran, den Wirtschaftsstandort Krefeld voranzubringen. Eckart Preen stammt aus Braunschweig, wohnt seit langem in Uerdingen und ist Italien-Kenner und leidenschaftlicher Fußballfan. Bevor er nach Krefeld kam, arbeitete er für die Wirtschaftsförderungen in Mönchengladbach und Dinslaken.
Die Themen: Sorgenkind Innenstadt, Leerstände,Was zeigen sie ihren Gästen? Neuansiedlung von Unternehmen in Krefeld, Kaufkraft, Wohnraummangel für junge Familien, Verdichtung/Neubau versus Bodenversiegelung, Überschwab-Effekt der Landeshauptstadt Düsseldorf, Wohnungsleerstand in der Innenstand , Neubauten: Jobcenter, Autobahn GmbH, Neubau Zillenbachgelände mit 1&1, et Bröckske, Hochstraße, Neusserstraße, Ladenflächenmanagement, Co-working Space, Gründungszentrum im Stadtbad Neusserstraße, Standort- und Innovationsschaufenster im Behnischbau, Kaufhof, Stadtbad, Alte Samtweberei, Strukturwandel, Studie Vitale Innenstadt.
FOLGE 2: Wie repariert man ein Stadt?

Unser Gast: Claudia Schmidt. Die Architektin mit Büro in Amsterdam ist in Krefeld aufgewachsen und Autorin der aktuell viel diskutierten Kulturhistorischen Städtebaulichen Analyse der Krefelder Innenstadt. Diese wurde 2022 durch Ratsbeschluss zum Entwicklungskonzept der Innenstadt erklärt. Wir fragen sie: Was sind die Qualitäten der Krefelder Innenstadt? Wo ist sie beschädigt? Und was muss man tun, damit wieder eine lebendige Stadtmitte mit „feinkörniger“ Mischung entsteht?
Die Themen: Entstehung und Ergebnisse der Studie, Maßstab-sprengende Großbauten, ein Leitbild für die Innenstadt, das Besondere des orthogonalen Stadtgrundrisses, Zeitgenössisches Bauen versus historisierendes Bauen, die Gründung der Stadtreparatur-Gesellschaft, das neue Verkehrskonzept.
Ausblick: Notwendigkeit einer „Umbauordnung“ und einer Denkmalbereichs-Satzung für die Innenstadt.
FOLGE 1: 650 Jahre Krefeld – wie geht‘s der alten Dame, Herr Voß?

Unser Gast: Jens Voß, Journalist und Leiter der Lokalredaktion der Rheinischen Post in Krefeld. Seit 13 Jahren beobachtet Jens Voß das Geschehen in der Stadt, berichtet und kommentiert in seiner Zeitung. Wir fragten ihn nach seinem Eindruck, nach den drängenden politischen und gesellschaftlichen Themen, nach der allgemeinen Stimmung und seiner Einschätzung der Lage.
Die Themen: Die Stimmung in Krefeld, Ursachen für den aktuellen Zustand, Rolle von Kommunalpolitik und Verwaltung, Seidenweberhaus, Verkehrsplanung, St. Antonstraße, Ringe, Was muss geschehen? Innenstadt, Kempen, Wälle, Identität Krefeld, Innovation, Verhältnis Stadt und lokale Unternehmen, Bedeutung Hochschule Niederrhein, Stadtbad, Ausblick.
Die Veranstaltungsreihe wird gefördert vom

